Blockchain und die Medienbranche

In der Regel sind Unternehmen der Medienbranche weiter fortgeschritten im Prozess der Digitalisierung als Unternehmen anderer Branchen. Das kommt daher, dass digitale Technologien die Art und Weise ändern, wie Inhalte produziert und konsumiert werden. Mit der Erfindung des Internets wurde aus klassischen Printverlagen, Anbieter für Online-Medien. Große Filmproduktionsfirmen mussten den Fokus auf die Onlinevermarktung legen. Aus Videotheken wurden On-Demand Plattformen wie Netflix. Außerdem hat die Intermediarisierung im Zuge der Digitalisierung stark zugenommen. Wenige Firmen kontrollieren die Mehrheit des Markts. Man stelle sich eine Technologie vor, die alle Intermediäre wie Agenturen, Verlage ,Verleiher uvm. Wegrationalisiert, und den Konsum dezentralisiert. Was passiert wenn die gigantischen Geldsummen nicht mehr den Intermediären in die Tasche fließen? Die Lösung heißt Blockchain.

Anwendungsfälle der Blockchain in der Medienbranche

Diese Grafik bildet nur einen kleinen Teil der möglichen Anwendungsfälle ab

 

Die Anwendungsfälle genauer betrachtet

Anwendung

Beispiele

Urheberrechte Fotografie

  • Ein Blockchain basiertes Fotoregister, in dem jeder, sei es Künstler, Agentur oder Privatfotografen seine Fotos uploaden, und in einem Smart Contract die Bedingungen zum Kauf festlegen kann. Somit wäre jedes dort hochgeladene Bild zweifelsfrei seinem Erschaffer zuzuordnen. Außerdem würde bei einem Kauf des Bildes, die Vergütung direkt und ohne Umwege dem „Content Creator“ gutgeschrieben werden – Mittelsmänner und ihre Gebühren entfallen komplett.
  • Zentralisierte Plattformen von Markführern wie Getty oder iStock, die den Großteil der Gebühren selbst behalten könnten in naher Zukunft ausgelöscht werden.
  • Es gibt bereits erste Pilotprojekte für solche Fotoregister-Verwaltungsplattformen; neben Wemark und Photochain.io findet man auch prominentere Firmen wie Kodak die die das Potenzial erkannt haben und nun versuchen ihre Plattformen zu etablieren. Mit KodakOne wolle man die Rechte und Interessen der Fotografen stärken heißt es. Kodak hat anfang 2018 das ICO für den Kodak-Coin gestartet, der Bezahleinheit der KodakOne Plattform.

Musikstreaming

  • Wie oft hört man dass es den Musikern in unserer Zeit schlecht geht, und sie ungerecht bezahlt werden? Die Blockchain verspricht Besserung; Mit einer Blockchain basierten Plattform könnten Künstler ihre Musik selbst veröffentlichen, und festlegen was der Download, oder das Streaming kostet. Sobald ein Käufer den Betrag überweist, regelt ein daran gekoppelter Smart Contract die Aufteilung der Tantiemen unter den Beteiligten, also
    Komponist, Musiker, Sänger, Studio etc. Die Gelder für die Nutzung werden im Moment des Kaufs direkt an alle automatisiert ausgezahlt. Die Gebühren für Streamingdienstleister, oder die GEMA entfallen.
  • Es gibt bereits erste Betaversionen von solchen Plattformen, wie z.B. Peertracks.
  • Imogen Heap entwickelt eine auf Ethereum basierende Plattform – Mycelia

Content Vergütung

  • Mit Hilfe der Blockchain Technologie ist es möglich die Entscheidung darüber, welche Inhalte wann kommuniziert werden, und wie viel dafür zu bezahlen ist in die Hände des Endnutzers zu geben. – z.b. möchte ich gerne einen Artikel bei einem Online Magazin lesen, muss aber den kompletten Preis für alle Inhalte zahlen obwohl ich nur einen Artikel lesen möchte. Durch eine Blockchain basierte Blogging-Plattform würde man nur für den Content zahlen für den man sich tatsächlich interessiert, und auch nur diesen Blogger bezahlen. Somit würde die Content Erschaffung wieder Interessengesteuerter, und die Bezahlung fairer und schneller.
  • Steemit ist hier als Beispiel zu erwähnen. Stemmit vereint Funktionen von Reddit und Facebook. Die Autoren werden direkt von ihren Lesern durch die Plattforminterne Währung Steem entlohnt. Man bezahlt nur für das was man lesen möchte. Desweiteren sind solche Dienste komplett zensurresistent.
  • In den USA etablieren sich erste Plattformen wie Civil, die das Geschäft zwischen Journalisten und Endverbrauchern direkt regeln.

Videostreaming

  • Das gleiche was für Musikstreaming oder Fotografie gilt, zählt auch für das Streamen von Filmen oder Serien. Slate.io hat es sich zum Ziel gesetzt mit ihrem Blockchain- Video-on-Demand Service (BVOD) den Streamingmarkt zu dezentralisieren und Anbieter mit Nutzern direkt zu verbinden. Intermediäre wie Netflix oder Maxdome würden somit umgangen werden, und die Nutzer zahlen nur für Filme oder Serien die sie anschauen möchten. Das Geld fließt direkt zu den Produzenten.
  • Um die Massenadaption voran zu bringen, und das Bewusstsein für das Potenzial
    der Blockchain in der Unterhaltungsindustrie zu schärfen hat Slate.io an den diesjährigen Filmfestspielen von Cannes teilgenommen, und sich die Rechte für den Crypto-Dokumentarfilm „Beyond Bitcoin“ gesichert, und bietet diesen nun exclusiv auf ihrer Plattform an. Bezahlt wird mit SLX-Tokens, der Plattforminternen Währung.

Werbung

  • Die Blockchain besitzt das Potenzial die Werbebranche Transparenter und fairer zu gestalten. Vorallem betroffen davon ist die Onlinewerbung. In Zeiten von Fake-Traffic ist es schwierig zu bestimmen ob und wen die Werbung erreicht hat. Intermediäre streichen sich einen Großteil der einzelnen Werbebuchungen ein. Durch eine Blockchain basierte Plattform, die Publisher und Advertiser direkt vernetzt würde die Onlinewerbung transparenter werden, und es wäre genau nachvollziehbar wann und wer sich die Werbung angesehen hat und evtl. auch in welchem zusammenhang.
  • Es gibt erste Modelle die Werbetreibende und Publisher auf Blockchain Marktplätzen vernetzen, und die Möglichkeit über Smart Contracts automatisierte Abrechnung, Reporting oder Bezahlung anbieten. Beispiele hierfür sind Bitclave, MetaX sowie Adchain.
  • Ein weiteres interessantes Projekt bietet Brave. Ein Webbrowser mit eingebautem Addblocker, der personalisierte Werbung schaltet, bei der der Endverbraucher aber erst zustimmen muss. Sobald er das macht wird er mit BAT-Tokens dem native Token des Brave Browsers belohnt. Die Endverbraucher erhalten ca. 70% des Bruttoanzeigeumsatzes.

Fazit

Angesichts des digitalen Wandels den die Medienbranche durch das Internet erfahren hat, sollte man sich intensiv mit dem Potenzial das die Blockchain mit sich bringt beschäftigen. Und prüfen ob und welche Auswirkungen die Blockchain auf diese Branche haben kann und wird. Vorallem sollten stark Intermediäre Geschäftsstrukturen hinterfragt und adaptiert werden, da die Blockchain Technologie große Folgen für solche Geschäftsmodelle haben wird. Anderseits kann man mit der BlockchainTechnologie auch sein eigenes Geschäftsmodell erweitern und gegebenenfalls verbessern, und somit die Veränderung der eigenen Branche aktiv mitgestalten. Die Digitalisierungswelle des Internets hat gezeigt wie schnell und radikal sich Branchen durch das Aufkommen neuer Technologien verändern können. Jeder muss für sich selbst entscheiden ob und wie er mit der Zeit geht und sich den Änderungen anpasst und entweder auf der Technologie Welle oben mitschwimmt, oder sich von ihr überrollen lässt.

Oben